1.DFB-Trainingsdialog am Stützpunkt Kamenz durchgeführt

von Gojko Sinde

30 Trainer/innen konnten am 09.Mai am DFB-Stützpunkt Kamenz zum 1.DFB-Trainingsdialog begrüßt werden. Nach 36 DFB – Infoabenden stellte der DFB damit in ganz Deutschland ein neues Projekt vor. „Vom Bolzplatz ins Training“ lautete das Thema, welches die Stützpunkttrainer mit den Talenten präsentierten. Während Raik Zschuppan und Tilo Anders viele Spielformen anboten, moderierte Thomas Birus für die zahlreichen Gäste. Dabei kam es auch zum erwünschten Dialog zwischen den Trainer/innen.  „Komm heim, wenn es dunkel wird!“, „Drei Ecken, ein Elfer!“, „Letzter Mann hält!“ – Sätze aus längst vergangenen Zeiten, die allen Älteren vermutlich bekannt vorkommen und einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Gleich nach der Schule den Ball geschnappt und ab auf den Bolzplatz. In dieser Spiel- und Lebenswelt sind viele aufgewachsen und haben unzählige Stunden mit freiem Spiel, massenhaften Torabschlüssen, regelmäßig aufgeschürften Knien und zerrissenen Hosen erlebt. Ob Tennisball, Teppichstange oder Garagentor – alles wurde zum Spielfeld umfunktioniert und genutzt. Das heißt aber nicht, dass früher alles besser war. Nein, früher war vieles einfach anders.

Alle Fußballbegeisterten wünschen sich Spieler*innen, die mutig 1-gegen-1-Situationen suchen, einen Wettkampf für sich und das Team gewinnen wollen und jede Torchance des gegnerischen Teams mit Einsatz und Willen letztlich noch verhindern. Kreative Lösungen „unter Druck“ enger Räume finden, eigenständig und selbstverantwortlich Entscheidungen treffen, der Fantasie für neue Spiele und Wettbewerbe Raum geben – Wo finden sich im heutigen (Trainings-)Alltag unserer Kinder diese Möglichkeiten? Ehrlicherweise sind diese nur selten zu finden. Aus gut gemeinten Gründen (Zeitmangel, Effektivität, …) ist das Training von der ersten bis zur letzten Minute von den Trainer*innen durchgeplant und strukturiert. Alle Trainingsformen werden permanent verbal gecoacht oder für Coachinghinweise unterbrochen. Lassen sich aber unter diesem Blickwinkel nicht die positiven Aspekte des freien Spiels auf dem Bolzplatz in das heutige Training im Verein übertragen? Ja, es ist möglich!

Der neue DFB-Trainingsdialog mit dem Schwerpunkt „Bolzplatzmentalität fördern“ nimmt sich genau dieser topaktuellen Thematik an und verbindet das Beste aus zwei Welten: freies, unangeleitetes Spielen und Sammeln von wertvollen fußballerischen Erfahrungen in einem passenden, entwicklungsbegleitenden und geschützten Umfeld.

Faszination FußballSPIELEN

Der Kinderfußball boomt in den meisten Regionen unseres Landes. Kinder sind auch heutzutage noch vom Spielen mit dem „runden Leder“ fasziniert. Das Spielerlebnis fesselt und lockt Jungen und Mädchen dorthin, wo sie Fußball spielen können. Früher sammelten die Kinder diese Fußballerlebnisse irgendwo auf Straßen, Wiesen, Hinterhöfen, Bolzplätzen oder im Stadtpark. Wo auch immer ein wenig Platz war, versammelten sich fußballbegeisterte Kids. Mit viel Fantasie wurden je nach Situation spontan immer neue, pfiffige Regeln für diese kleinen Fußballspiele festgelegt. Dann spielten Groß und Klein bunt gemischt, mit verschiedensten Teamgrößen stundenlang mit großer Begeisterung. Spielen, kämpfen, lachen (und gelegentlich auch streiten) – das war der „Straßenfußball“, das tägliche Training der jungen Fußballer und Fußballerinnen früherer Tage. In diesen „kleinen Spielen“ lernten sie für den späteren „großen“ Fußball. Nach heutigem Wissen war das das beste und intensivste Training für diese Generationen.

Nichts ist jedoch so wie es war! So hat sich dieses selbstorganisierte Spielen der Kinder stark reduziert und stattdessen in den Vereinsfußball verlagert. Statt unwiederbringlich vergangenen Zeiten nachzutrauern, sollten wir vorhandene Chancen erkennen und ergreifen. Denn was spricht dagegen, wichtige Merkmale des Straßenfußballs in unser Vereinstraining mit Kindern zu übertragen, um letztlich diese Ziele zu erreichen:

  • SPIELERLEBNISSE: Spaß und Begeisterung am Fußball
  • SPIELKREATIVITÄT: Viele Chancen, mutig etwas auszuprobieren
  • SPIELAKTIVITÄT: Gleichberechtigte Ausbildung aller(!) Kinder
  • SPIELMOTIVATION: Faszination für ein lebenslanges Fußballspielen

Von den Bolzplatzprinzipien lernen

Der Bolzplatz ist ein Ort ungeschriebener Gesetze. Es geht zwar vorrangig um die Freude am „Kicken“, dennoch sind jederzeit Spielprinzipien präsent, die für die fußballerische Entwicklung junger Spieler*innen große Potenziale besitzen. So ist der permanente Wettspielgedanke („Gewinnen und Verlieren“) zu nennen, der eine hohe Intensität garantiert und die Zielstrebigkeit des*der Einzelnen bzw. des Teams fördert und fordert. Ganz frei von Hinweisen eines Trainers oder einer Trainerin müssen sich die Kids dabei in unerschöpflichen Varianten an Bolzplatzspielen jeweils eigene Lösungswege erschließen und können viel Kreativität entwickeln. Gleichzeitig sind die Bolzplatzspiele zum größten Teil an eine Torschuss-Aktion gekoppelt. Ganz egal, ob mit oder ohne Torhüter*in gespielt wird, ist zielstrebig in Richtung Tor zu kombinieren und mutig abzuschließen. Da in den Spielformen kein*e Spieler*in einer festen Position zugeteilt ist, sammeln alle viele Erfahrungen in kurzer Zeit. Getreu dem Motto „Jede*r greift an, jede*r verteidigt“ ergeben sich somit viele verschiedene Aufgaben und Möglichkeiten für alle Spieler*innen. (Quelle: DFB-Serviceportal)

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